Sturm Graz konnte in den ersten vier Spielen keinen einzigen Punkt holen und erst einen Treffer erzielen. Red Bull Salzburg holte mit dem Sieg gegen Feyenoord die ersten drei Zähler der diesjährigen Champions League Saison. Was fehlt den österreichischen Teams in der Königsklasse?
Ist die Ligaphase der Genickbruch für die österreichischen Teams?
Seit diesem Jahr gibt es keine Gruppenphase mehr in der obersten Liga Europas, stattdessen spielen alle Mannschaften in einer 36er Liga. Jede Mannschaft spielt gegen acht verschiedene Teams und vier Spiele davon werden auswärts, vier davon daheim ausgetragen.
Die Mannschaften müssen sich also nicht nur auf drei, sondern auf acht Gegner einstellen. Zusätzlich sind es nicht nur zwei absolute Top-Mannschaften auf die man trifft. Vor allem Salzburg erwischte eine sehr harte Auslosung. Mit Bayer Leverkusen, Real Madrid, Atletico Madrid und Paris Saint-Germain bekam Salzburg gleich vier absolute Top-Mannschaften zugelost.
Sturm Graz hatte etwas mehr Glück mit der Auslosung: Mit Borussia Dortmund (knappe 0:1-Niederlage), OSC Lille, Atalanta und RB Leipzig (alle Spiele noch ausständig) haben die Grazer aber einige große Aufgaben zu bewältigen.
Die zusätzliche Anzahl an Spielen und das häufigere aufeinander treffen mit Weltklasse-Teams macht es für die „kleineren“ Mannschaften schwerer sich durchzusetzen, da sie öfter über ihre Qualität hinauswachsen müssen, um Punkte mitzunehmen. Zwar hat Salzburg schon einiges an internationaler Erfahrung gesammelt, jedoch bei weitem nicht in dem Ausmaß der Top-Teams. Die Belastung und Intensität ist in diesem Format also um einiges höher als in einer Gruppenphase.
Sturm noch zu wenig Erfahrung, Salzburg im Umbruch
Auch wenn die Ligaphase eine zusätzliche Belastung für die kleineren Teams bedeutet, ist es doch verwunderlich, dass Sturm noch keinen, Salzburg erst drei Punkte holen konnte. Gerade für Salzburg waren die ersten vier Gegner die, gegen die man Punkten muss, um noch eine Chance auf den Aufstieg zu haben.
Zunächst muss man bei Sturm Graz bedenken, dass man erst seit drei Jahren wieder auf Top-Niveau spielt. Gerade nach einer so erfolgreichen Saison wie 2023/24, ist es schwer dieses Niveau aufrecht zu erhalten. Zudem müssen die Grazer zurzeit auf Gregory Wüthrich und Gorenc Stankovic verzichten und mit Alexander Prass, David Schnegg und David Affengruber drei Abgänge verkraften. Es fehlen also fünf absolute Leistungsträger der letzten Saison.
Außerdem spielten die Grazer seit 2000/01 keine Gruppenphase mehr in der in der besten Liga Europas. Um sich an dieses Niveau zu gewöhnen, braucht Zeit. Diese haben sie jedoch nicht, wenn sie in der Königsklasse weiterkommen wollen. Die letzte Leistung gegen Dortmund zeigt aber, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht und der Weg in der härtesten Liga in Zukunft weiter gehen kann.
Vor allem die fehlende Leistung von Salzburg ist erstaunlich. Durch das Auftreten in den Gruppenphasen der letzten Jahre, haben sich die Salzburger einen gewissen Respekt im internationalen Geschäft erarbeitet. Man war oft ein Stolperstein für Top-Teams und ein unangenehmer Gegner.
Dieses Jahr läuft es nicht nur in der CL, sondern auch in der Admiral Bundesliga nicht rund. Der ganze Verein befindet sich in einem Umbruch. Mit Christoph Freund verlor man den Kopf hinter den Transfers der letzten Jahre. Pepijn Lijnders verfolgt durch den vermehrten Ballbesitz auch eine andere Spielphilosophie als die, die in den letzten Jahren in Salzburg gelebt wurde.
Mit vielen Zu- und Abgängen befindet sich die Mannschaft auch noch in einer Findungsphase. Es gibt wenig bis keine Routine und Erfahrung in der Mannschaft. Das Durchschnittsalter der Bullen liegt bei 21,9 Jahren. Es sind also zu viele neue Aufgaben und Herausforderungen für die Mannschaft und den Trainer, die nicht da sein dürfen, um in der Champions League zu bestehen.
Zumindest der Sieg gegen Feyenoord gibt einen Aufwind. Vielleicht können die Salzburger diesen nutzen, um noch das Wunder des Aufstiegs zu erreichen.
Österreichische Bundesliga nur ein Sprungbrett
Dazu kommt noch, dass die österreichische Bundesliga für die meisten Spieler nicht das Endziel, sondern nur ein Sprungbrett auf der Karriereleiter ist. „Die Top-Liegen, zum Beispiel Deutschland, wäre schon ein Ziel von mir“. So sprach Matthias Seidl, Kapitän des SK Rapid, erst kürzlich über seine Zukunftspläne.
Nicht nur er, sondern die meisten jungen Spieler möchten in weiterer Folge ihre Karriere im Ausland fortsetzen und das gilt nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Trainer. Im letzten Spiel der ÖFB-Elf gegen Norwegen, standen nur Legionäre in der Startaufstellung. Matthias Seidl und Niklas Hedl waren die einzigen zwei Spieler im Kader, die in der Admiral Bundesliga spielen.
Dieser Umstand erschwert es den österreichischen Mannschaften natürlich, auf internationaler Bühne langfristig konkurrenzfähig zu sein, da man immer wieder die besten Spieler und Trainer ans Ausland verliert.
Abschließend ist auch noch festzuhalten, dass die Admiral Bundesliga in diesem Jahr zwar enger beisammen ist und das generelle Niveau der Mannschaften steigt, es jedoch noch lange nicht dort ist, wo es sein muss, um die Mannschaften auf die Qualität der europaweiten Topteams vorzubereiten.
All diese Umstände führen dazu, dass die österreichischen Teams noch nicht die notwendige Qualität besitzen, um in der Liga der Besten zu bestehen. Die Mannschaften entwickeln sich zwar in die richtige Richtung, um auf Dauer aber gegen Mannschaften wie Borussia Dortmund oder Real Madrid zu bestehen, wird es noch einige Zeit dauern.