Während die Zwischenrunde noch die eine oder andere Überraschung zu bieten hatte, lieferte das Achtelfinale wilde Resultate. Durchgesetzt haben sich dennoch die Favoriten. Unter anderem Aston Villa, Fiorentina und Lille. Aus der Europa League ist nur noch Olympiakos Piräus dabei! An der Topbesetzung der Villans ändert das jedoch gar nichts. Die Birminghamer sind nach wie vor die Top-Wahl der Bookies und das hat gute Gründe.
Liga-Power
Wir könnten es auf die Stärke der Premier League zurückführen und sagen, dass die Mittelständler der europäischen Konkurrenz hier schlichtweg nicht mithalten können. Da steckt ein Funken Wahrheit drin, aber aus der sogenannten besten Liga der Welt zu kommen, ist kein Selbstläufer. Ein Topteam braucht einen würdigen Leader. Werfen wir daher einen Blick auf Villas Trainerbank: Unai Emery ist nicht bloß zurück nach England gekommen, um seine damals bei Arsenal beschädigte Reputation wiederherzustellen. Selbst wenn das sein Hauptmotiv wäre – es ist ihm gelungen.
Emery hat sich auf der Insel als Top Manager etablieren können, eine internationale Größe ist er schon länger. Nicht im Maßstab eines Mourinho, Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti. Dazu fehlen ihm Titel in der Königsklasse. Aber im europäischen Unterhaus gilt er als der erfolgreichste! Vier Mal die Europa League gewonnen, ein Triple mit Sevilla, einmal mit Villarreal und ein Finaleinzug mit den Gunners. Der Triumph in der Conference würde diesen Status endgültig festigen!
Was den Fans eines zuletzt weniger erfolgreichen Vereins so ein Titel bedeuten kann, hat man bereits in Rom und bei West Ham beobachten dürfen. Selbst wenn das Preisgeld der ECL gerade noch ausreicht, um in der Buchhaltung eines Premier-Ligisten Bilanzkosmetik zu betreiben, es geht um Prestige. Darüber hinaus wird Aston Villa bei weitem stärker eingeschätzt als der Vorjahressieger aus London: Die Hammers spielten um den Klassenerhalt, die Villans um die Champions League-Plätze.
Wer soll Villa aufhalten?
Stärkster Herausforderer soll ausgerechnet die Fiorentina sein. Wirklich überzeugen konnte der Vorjahresfinalist allerdings nicht. Zwar blieb der Gruppensieger ungeschlagen, musste aber drei Remis hinnehmen. Der Viertelfinaleinzug gegen Maccabi Haifa gelang den Italienern noch mit Ach und Krach. In der zweiten Saisonhälfte stagniert die Form. Das gute Mittelfeld in der Serie A halten die Violetten nur wegen der Leistungen der Hinrunde.
Neben Fiorentina befinden sich Lille und Fenerbahce auf der Liste der möglichen Titelanwärter. Fener hat seit 11 Jahren kein Halbfinale mehr erreicht. Eine Trophäe zu gewinnen wäre überhaupt ein Novum. Das gelang nämlich nur Galatasaray 2000. Daher ist es nur verständlich, dass die Bookies Fener in diesem Kreis nicht ganz oben auf dem Zettel haben. Zumal die Kanarienvögel in Galatasarays Windschatten der Meisterschaft hinterherjagen. Die letzte Krönung war 2014! Können die Türken mit dem Doppel-Druck umgehen?
Lille absolvierte das Turnier souveräner als es Fenerbahce tat, leistete sich bislang keine Ausrutscher und zeigte größtes Interesse daran, möglichst weit zu kommen. Mit internationalen Erfolgen können auch die Franzosen nicht prahlen, sind historisch gesehen einem Titelgewinn in der Conference aber näher als die Türken. Frankreich liegt in der UEFA 5-Jahres-Wertung weiterhin abgeschlagen auf Rang 5 und will unter allen Umständen den Anschluss finden.
Neben etlichen Playoff-Teilnahmen, wo man mitunter an den späteren Turniersiegern scheiterte, kamen zumindest Marseille, Monaco und PSG gemeinsam vier Mal ins Finale. Bedauerlicherweise könnte nun Lille genau der gleiche Schicksalsschlag treffen. Sollten sie sich jedoch im Viertelfinale gegen Aston Villa durchsetzen, ist alles möglich!
Griechischer Heimvorteil?
Zwei Mannschaften, die sonst nur als krasse Außenseiter Erwähnung finden, möchten wir allerdings nicht ignorieren. Olympiakos Piräus und PAOK Thessaloniki. Der Absteiger Piräus lieferte in der Europa League trotz Sieg gegen West Ham eine unterdurchschnittliche Vorstellung ab, ließ aber gegen seine Playoff-Gegner in der Conference kaum was zu. Maccabi Tel Aviv wurde im Hin- und Rückspiel regelrecht vorgeführt.
PAOK gewann souverän Gruppe G, triumphierte gar doppelt über den Europa League Sieger von 2022 Eintracht Frankfurt. Dinamo Zagreb hatte im Achtelfinale trotz einer 2:0 Führung aus dem Hinspiel keine Chance in Thessaloniki. Die zwei griechischen Erstligisten haben Willensstärke gezeigt und an Selbstvertrauen mangelt es ihnen ebenso wenig. Zwar findet das Finale in Athen statt, dennoch wären beide Clubs im Endspiel die Hausherren eines hellenischen Hexenkessels!