Ohne Titel wurde die letzte Saison unter Thomas Tuchel beendet. Sogar nur Drittplatzierter in der Bundesliga. Viele Fragen, eine Antwort: Vincent Kompany: Der erfolgreiche Abwehrspieler stand vor einer großen Aufgabe, die er bislang gut meistert. Der deutsche Rekordmeister kehrte zurück zu alter Dominanz. Was ist für dieses Bayern möglich?
Nicht die Transfers, sondern der Trainer.
Dieses Transferfenster wurde genutzt, um endlich die so lang ersehnte „Holding-Six“ zu bekommen: Joao Palhinha. Die Lösung, so hatte man den Eindruck, aller Bayern Probleme. Nun sind einige Spiele vergangen und man kann sagen: Nicht Palhinha ist die Lösung, sondern Vincent Kompany. Der 50 Millionen Mann muss derzeit hinter Young-Star Pavlovic auf der Bank Platz nehmen und das wird sich so bald auch nicht ändern. Kompany schafft es, aus Pavlovic und Kimmich das Beste herauszuholen und somit eine überragende Doppel Sechs zu stellen. Mit Musiala auf der zehn überzeugt dieses Mittelfeld bis jetzt auf aller Linie.
Mit dem Trainerwechsel wurde also bis jetzt alles richtig gemacht. Doch was macht der Belgier anders?
Fokus auf Ballbesitz, schnelles Umschaltspiel und defensive Stabilität sind die Eckpfeiler der taktischen Ausrichtung von ihm. Vor allem im Spiel gegen Bayer Leverkusen wurde deutlich, wie dominant die Bayern wieder im Ballbesitz sind. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das Positionsspiel. Dem Ballführenden Spieler stehen immer zwei bis drei Anspielstationen zur Verfügung, da alle Spieler ständig in Bewegung sind und den Ball auch haben wollen.
Die großen Stärken unter Kompany:
Zunächst sein kontrolliertes Chaos. Es wirkt manchmal chaotisch, doch es ist kein Zufall, dass Joshua Kimmich von der Sechs nach Rechtsaußen ausweicht und der Außenverteidiger fast einen vierten Offensivspieler stellt. Durch diese Überlagerung von den Seiten, mit den Ballsicheren Spielern die Bayern hat, ist es für die Gegner nahezu unmöglich, Ballverluste zu erzwingen.
Dazu kommt die Energie die der Belgier entfesselt. Um diese ständigen Positionswechsel durchzuführen, müssen die Spieler zu einer hohen Laufbereitschaft bereit sein, was sie auch sind. Jeder will die Meter gehen, jeder will den Ball haben und eine neue Offensivaktion starten, dieser Wille, diesen Hunger entfesselt Kompany. Alle Spieler sind überzeugt von der Idee des Trainers und ziehen seinen Plan zu 100% durch.
Diese Philosophie ist natürlich auch mit Risiken verbunden. Im Umschaltspiel sind einige Spieler oft nicht auf ihrer Position. Dadurch muss das Gegenpressung greifen und viel Vertrauen in die Defensivqualitäten von Upamecano und Kim gesteckt werden. Bisher geht die Strategie auf: In den ersten sechs Pflichtspielen, konnten 29 Tore erzielt werden.
Abschließend ist vor allem auch die Spielerentwicklung hervorzuheben. Stand jetzt hat sich nur ein Transfer in die Startelf gespielt: Michael Olise. Der Mann von Crystal Palace hat sich schnell an die Bundesliga gewöhnt und überzeugt mit seinen Leistungen. Die restlichen Spieler der Startelf waren auch schon letztes Jahr bei der erfolglosen Saison dabei. Dass diese Spieler nun wieder auf aller Linie überzeugen, liegt an Vincent Kompany. Er hat einen gewissen Draht zu den Spielern, die auch ein Pep Guardiola oder Jürgen Klopp hat. Er schafft es durch seine Persönlichkeit die Spieler wieder zu alter Topform zu bekommen. Sei es ein Kimmich, Musiala oder Gnabry. Sie alle zeigen wieder Top-Leistungen und es macht wieder richtig Spaß, ihnen beim Spielen zuzusehen.
So hat es Thomas Müller über Leverkusen in der letzten Saison gesagt, so kann man es jetzt über die Bayern sagen: Sie zocken wieder und haben Bock zu kicken! Das macht Freude auf mehr.
Die Schwächen im Bayern-Spiel:
Vor allem im Spiel gegen Aston Villa waren die Schwächen gut zu sehen. Die gesamte Mannschaft verteidigt nach vorne, so auch die zwei Innenverteidiger. Dadurch wird der Raum hinter ihnen sehr groß und ist gut zu bespielen. Lange Bälle hinter die Abwehr sind dadurch ein gutes Mittel um die Bayern ins Wanken zu bringen, da Upamecano und Kim Schwierigkeiten haben, diese Bälle zu verteidigen. Dadurch, dass die gesamte Mannschaft so hoch steht, ist man auch im Umschaltspiel sehr anfällig, was auch Eintracht Frankfurt perfekt ausgenutzt hat.
Der Plan B fehlt. Drei Topspiele hat man nun hinter sich gebracht, die Bilanz: Eine Niederlage und zwei Unentschieden. In allen drei Spielen war man jedoch die Spielbestimmende Mannschaft. Das zeigt, dass die Bayern noch eine andere Variante in ihr Spiel bringen müssen, außer den Fokus auf die Spieldominanz. Gerade gegen Gegner die tief stehen und gut verteidigen können, gelingt es ihnen schwer klare Torchancen rauszuspielen. Da muss man sich überlegen, den Ballbesitz auch mall dem gegnerischen Team zu überlassen, um dann selbst im Umschaltspiel die entstandenen Räume zu nutzen.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Wichtigkeit von Jamal Musiala. Seine Dribblings, Energie und seine Ideen sind unverzichtbar. Ohne ihm, fehlt den Bayern etwas. Sollte er sich Verletzen oder aus anderen Gründen ausfallen, wird es für die Bayern schwer, ihn zu ersetzen und ihr dominantes Spiel auch gefährlich zu gestalten.
Bayern sind Dominant, Titel sind wieder möglich: Bleibt Harry Kane der Stolperstein?
Er tut einem schon leid, es ist wie ein Fluch der auf ihm lastet. Harry Kane und Titel: Wie Feuer und Wasser. Doch warum ist das überhaupt so?
Zehn Jahre spielte er bei Tottenham Hotspur und holte mit dem Team keinen einzigen Titel. Man kann ihm aber nicht vorwerfen, alles dafür getan zu haben. 280 Tore hat er für den Tottenham Hotspur erzielt und in großen Spielen auch immer seine Leistung gebracht. Die Titelflaute bei Tottenham liegt nicht an einzelnen Spielern, sondern am Verein. Einige Ex-Trainer, unter anderem Jose Mourinho, meinten, dass der Verein gar nicht die Ziele hat, große Titel zu gewinnen. In so einem Umfeld kann auch ein Harry Kane nur schwer sein großes Ziel erreichen.
In der Nationalmannschaft war er nur ganz knapp von einer Trophäe entfernt. Im EM-Finale gegen Italien lag man schon 1:0 in Führung, verlor dann aber doch noch im Elfmeterschießen. Danach lag es vor allem an Ex-Trainer Southgate, dass England nicht die Leistung brachte, die die Mannschaft hätte bringen können. Auch hier lag es nicht an Harry Kane, dass es bisher zu keinem EM beziehungsweise WM-Sieg gereicht hat.
Dann folgte der Wechsel zu den Bayern und man dachte sich, jetzt holt er ihn, den ersten Titel. Elf Jahre hintereinander gewann der FC Bayern die Liga und in der ersten Saison mit Harry Kane erreichte man nur den dritten Platz. Im Pokal scheiterte man am Drittligisten FC Saarbrücken. In der Champions League musste man sich Real Madrid im Halbfinale geschlagen geben.
Doch auch hier wechselte Kane nicht zu dem FC Bayern Bayern der Jahre zuvor. Viele Trainerwechsel brachten Unruhe in die Mannschaft und den Verein. Erst seit dieser Saison findet Bayern wieder zu alter Stärke zurück und die Chancen für einen möglichen Titel stehen gut. Ein Harry Kane in Top-Form ist kein Stolperstein, sondern eine Stärke. Er kann aus allen Situationen Tore erzielen und gefährliche Aktionen kreieren. Ob der Bann des Titelfluchs gebrochen werden kann, bleibt abzuwarten.