Real Betis Sevilla gegen Chelsea FC. Das sind 173 Millionen gegen 922 Millionen Euro Marktwert. Betis‘ Chancenlosigkeit in diesem Aufeinandertreffen steht schwarz auf weiß in den Büchern geschrieben und doch glauben wir nicht, dass die Spanier von den Blues auseinandergenommen werden.
Turnierverlauf
Fangen wir zunächst mit dem Offensichtlichen an. Nicht nur ist der Kader der Londoner klar überlegen. Chelseas Finaleinzug – sofern sie den Wettbewerb ernst nehmen würden – stand niemals zur Debatte. Nach einer perfekten Gruppenphase (6 Siege), in der sie eine positive Tordifferenz von 21 Treffern aufwiesen (dahinter Fiorentina mit 11), verloren sie nur ein Spiel in den Playoffs.
Eine Niederlage ohne Konsequenz in diesem Fall, da man aus dem Hinspiel bereits ein 3:0-Polster nach Warschau mitgenommen hat. Niemals hatte man den Eindruck, dass irgendjemand von der europäischen Konkurrenz für dieses Team eine ernsthafte Gefahr darstellen könnte. Schon gar nicht die Beticos, die als 15. in der Gruppenphase (3 Siege, 10 Punkte) den Umweg über die Zwischenrunde machen mussten.
Erst ab den Playoffs wurde die Erwartungshaltung gegenüber Betis einem spanischen Vertreter würdig: Die Pellegrini-Truppe trat einigermaßen souverän auf, plötzlich hatten sie alle auf der Rechnung. Einzig und allein das Halbfinal-Rückspiel stand auf der Kippe, als der Einzug ins Finale erst in der Verlängerung gesichert wurde. Sie waren die eindeutig bessere Mannschaft, der es jedoch entweder an Effizienz (xG 2,73) oder Glück (2 Aluminiumtreffer) fehlte.
Indirekter Vergleich: Europäische Geschichte
Vor fast 20 Jahren sind sich die zwei aktuellen Finalisten zuletzt in der Gruppenphase der Champions League begegnet: Die zwei Aufeinandertreffen haben für die Gegenwart keine Aussagekraft, am Rande ist dennoch zu erwähnen, dass Chelseas einzige Niederlage in Gruppe G (in welcher auch Liverpool gespielt hat) durch Betis herbeigeführt worden ist.
Danach ist es um die Grün-Weißen im europäischen Geschäft still geworden. Die nächste Europacup Qualifikation folgte erst in der Saison 12/13. Bis 2024 spielten sie viermal in der Europa League und kamen nie über das Achtelfinale hinaus. In der gleichen Zeit holte Chelsea international zwei Champions League Titel, zwei EL-Titel und gewann je einmal die Klub-Weltmeisterschaft und den Supercup.
Der Gewinn der Conference League würde sie zum einzigen Verein machen, der alle drei großen Europacups geholt hat. Und nachdem Betis zuvor international noch nie im Finale stand und Chelseas Bilanz gegen La Liga Vereine nach 49 Duellen überwiegend positiv ist (20 Siege, 17 Unentschieden und 12 Niederlagen), hindert die Blues nur wenig an einem weiteren Sieg. Zumal sie von fünf Europacup Finalteilnahmen nur eine verloren haben. Da wäre nur ein Problem…

Der Fluch der Spielansetzung und ein Betis-Upgrade
Betis‘ größte Hilfe kommt aus England selbst. Chelsea war bis zuletzt gefordert. Denn nach dem letzten Spieltag haben sie nur 76 Stunden Regenerationszeit, bevor in Breslau der Anpfiff zum Showdown folgt. Chelsea mag einen monströs großen Kader haben, der aber wenig Nutzen hat, wenn die Spieler nicht harmonieren. Zusätzlich haben die Blues ohnehin ein Problem damit, von der ersten Sekunde weg in das Spiel zu finden – was dazu führte, dass sie zuletzt Rückständen hinterherrennen mussten. Nicht immer erfolgreich – 1:2 vs Legia, 2:1 vs Fulham, 2:2 vs Ipswich, 2:1 vs West Ham.
Ebenfalls ausschlaggebend könnte Chelseas Anfälligkeit sein, gelbe Karten zu kassieren. Mit 101 Gelben stehen sie ganz oben im Sündenregister. Dazu kommen sechs verursachte Elfmeter. So war die Niederlage in Warschau mitunter einem Elfer geschuldet. Und dann gibt es noch die seit 24 Jahren ungebrochene Herrschaft spanischer Clubs in Europacup Finalspielen. Nach Valencias Niederlage gegen die Bayern (2001) sind 23 Titel auf die iberische Halbinsel gewandert.
Dass das so bleibt, soll unter anderem ein guter Mix aus vielversprechenden Youngsters und zuverlässigen Veteranen sorgen. Noch vor wenigen Monaten waren die Leistungen der Grün-Weißen ein einziges Auf und Ab. Bis zwei stabilisierende Verstärkungen eingetroffen sind: Cucho Hernandez aus der Major Soccer League (5 Tore, 1 Assist in der Liga) und Antony von Manchester United (4 Tore, 3 Assists in der ECL). Seitdem hat die Mannschaft begonnen ihr Potential auszuschöpfen – 9 Siege, 4 Unentschieden, 2 Niederlagen.
Ab Spieltag 1 wäre die Truppe in ihrer gegenwärtigen Form definitiv ein Champions League Anwärter gewesen. Zudem konnte man seit Februar dem spanischen Meister Barcelona ein 1:1 abringen und Real Madrid 2:1 bezwingen. Große Mannschaften sind für Betis also schlagbar ebenso wie der Stadtrivale FC Sevilla (2:1), was ebenfalls eine absolute Rarität in der Geschichte des Derbi sevillano ist.
Darüber hinaus ist Chelsea dem Trainer der Beticos keine Unbekannte: Als Ex-Trainer von Manchester City und West Ham verbrachte Pellegrini fünf Jahre in der Premier League. Mit Isco (9 Tore, 7 Assists in La Liga) hat man eine Legende im Angriff und Antony erlebt nicht bloß einen zweiten Frühling: Im Trikot der Red Devils noch als Clown verschrien, ist der Brasilianer in Sevilla nicht mehr wiederzuerkennen!
Fazit:
Obwohl es noch ein Finale zu spielen gibt, ist es Chelseas wichtigste Mission gewesen, sich einen CL-Platz für die kommende Saison zu sichern. Das ist ihnen am Sonntag gelungen. Das Saisonende würden sie zwar gerne mit diesem Titel krönen, doch Betis begehrt ihn aufrichtig! Wenn diese Trophäe nach Sevilla kommt, steht die halbe Stadt Kopf. Man will ein Stück von dem, was der Stadtrivale hat – internationale Anerkennung.
Wird Chelsea gefordert – und das werden sie – fallen die Siege der Blues meistens knapp aus. Wir glauben, in der 1. Halbzeit bleibt die 0 auf beiden Seiten stehen, entschieden wird das Spiel erst in der zweiten Halbzeit. Daher unser Tipp: 1. Halbzeit X oder Under 2,5 Tore!