HSV-Spieler im Zweikampf

Urgesteine und andere Dinosaurier – die 2. Bundesliga Vorschau!

Zweite Liga, erstklassige Namen. Mit diesem herausragenden Merkmal verkaufte sich die 2. Bundesliga in den vergangenen Jahren ganz gut. Mit Kölns Rückkehr und Schalkes sowie Herthas verpasstem Wiederaufstieg behält der Slogan „Stärkste 2. Liga aller Zeiten“ nach wie vor seine Gültigkeit. So wie es aussieht, wird sich das Unterhaus an so manch großem Namen noch länger erfreuen dürfen.

Dino-Downgrade

Einst zählte die Uhr des Hamburger Sportvereins die Jahre, die der Club ununterbrochen in der Bundesliga verweilte; 2018 am 34. Spieltag dann die verbleibenden Sekunden. Beliebt war sie bei den Fans nie. Zumal sie angesichts der damaligen Turbulenzen zu einem Running Gag verkommen ist. Inzwischen sind sechs Jahre vergangen und mit dem Start der Saison 24/25 könnte man die Uhr wieder genau dort anbringen, wo sie einst war. Der HSV hat seinen Dino Status wiedererlangt: Sieben aufeinanderfolgende Spielzeiten in der 2. Bundesliga hat bis heute kein anderer Verein geschafft. Im guten wie im schlechten Sinne.

Der Erfolgsdruck wird von Jahr zu Jahr größer. Und dennoch: Auch in dieser Saison ist „die Raute“ Topfavorit auf den Aufstieg. Es wäre ratsam diesen endlich zu schaffen. Am besten, ohne sich durch zwei Playoffpartien durchquälen zu müssen. Die Spieler dafür sind definitiv vorhanden, der Trainer, der das Selbstverständnis des Clubs vermitteln kann auch – noch! Es nur eine Frage der Zeit, bis HSV die Erstklassigkeit nicht mehr als ein Teil seiner Identität erkennt und als Phantasterei abtut. Das kann sehr schnell gehen. Zum Glück denkt niemand von der Clubführung daran, die Uhr als Motivator anzubringen.

HSV Spieler klatschen sich ab.
Nur nicht sich selbst im Weg stehen, dann gelingt auch der Aufstieg! (Credit: IMAGO/Fotostand)

Aufstiegspläne vorerst vertragt

Große Namen allein machen eine starke Liga nicht aus. Jene Stärke misst sich an der Konkurrenz und so manchem traditionellen Bundesligisten ist der Gegenwind zuweilen zu viel geworden. Schalke wurde vergangene Saison gar noch an den Rand des Abstiegs gebracht. In Gelsenkirchen führten die Umstände zur Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann. Im Sommer wurde deshalb ein Umwälzungsprozess in Gang gebracht. Man darf durchaus von einer Verjüngungskur sprechen.

Es ist gut, dass sich die Königsblauen von Altlasten befreit haben. Jetzt geht es darum, dass keine neuen entstehen. Von Aufstieg will man vorerst nichts wissen. Die bereits leidgeprüften Fans müssen sich darauf einstellen, dass die Dinge erst im Entstehen sind. Eine neue Vertrauensbasis soll geschaffen werden – und die erfordert zunächst keine Siege per se. Wo die Schalker letztendlich landen, ist deshalb zweitrangig, solange eine vielversprechende Formentwicklung erkennbar ist. Absolut realistisch ist das obere Mittelfeld.

Schalke Spieler besprechen die Taktik
Es gibt viel zu besprechen auf Schalke (Credit: IMAGO/Team2)

Wiederaufstieg sofort

Keine Zeit für Projekte hat man in Köln. Mit einer immer noch wirksamen Transfersperre kann das bei den Domstädtern ohnehin kein Thema sein. Dafür hat Köln einen neuen Trainer geholt. Gerhard Struber soll von nun an die Geschicke der Geißböcke lenken. Struber kennt sich mit Situationen aus, wenn nicht alles nach Plan verläuft und lieferte durchaus solide Resultate mit den ihm zu Verfügung stehenden Mitteln. Bis auf seine letzte Trainerstation, die nicht das beste Licht auf seine Karrierelaufbahn wirft.

Unter Struber zeigte sich RB Salzburg – die Dampfwalze der ADMIRAL Bundesliga – nach zehn Jahren absolutistischer Herrschaft angreifbar. Der gebürtige Salzburger muss sich gewissermaßen als Trainer immer noch beweisen, denn abgesehen von soliden Leistungen kann er keine großen Titel oder nennenswerte Aufstiegserfolge vorweisen. Die Aufgabe in Köln wird für den 47-Jährigen entscheidend sein: Ihm steht der teuerste Kader (70 Millionen) der 2. Bundesliga zur Verfügung, die Erwartungshaltung ist dementsprechend hoch. 

Spieler vom FC Köln in der Vorwärtsbewegung gegen Stadtrivalen Viktoria Köln
Keine Zeit für Experimente. Alles andere als Wiederaufstieg wäre eine Enttäuschung. (Credit: IMAGO/Eibner)

Hertha mit Standortbestimmung beschäftigt

Dieses Mal dürften sich Hertha-Urgestein Pal Dardai und sein Club endgültig getrennt haben. Die Beziehung war symptomatisch für den chaotischen Hauptstadtclub. Der Neustart soll mit Christian Fiel gelingen. Ein Trainer, der die taktische Antipode zu Dardai darstellen soll.  Wo Pal reagierte, möchte Fiel agieren, die Kontrolle haben.Dabei  trat  die Mannschaft unter der Aufsicht des Ungarns überaus Torfreudig auf und besitzt mit Haris Tabakovic nach wie vor einen Topscorer.

Vergangene Saison hatte Tabakovic mit 22 Toren gegenüber Christos Tzolis das Nachsehen, weil er einen Assist weniger erzielte. Die Offensive jedenfalls ist nicht Herthas Problem, sondern die Defensive. Weshalb aufgrund der Gegentreffer-Quote (59 insgesamt) das Thema Aufstieg in Berlin niemals ernsthaft zur Debatte stand. Der klaffenden Verteidigung sollen etwa Neuzugänge aus Italien (Michael Cuisance  aus Venedig, Diego Demme von Napoli) mit gekonntem Gegenpressing entgegenwirken.

Hertha Spieler versuchen einen Schuss des gegnerischen Teams abzublocken
Die Herthaner schossen vergangene Saison viele Tore, boten aber genau so anderen Mannschaften die Möglichkeit einzunetzen. (Credit: IMAGO/Leo)

Wer kommt noch in Frage?

Deutschland und Bayern-Legende Miroslav Klose hat bei Nürnberg angeheuert. Die Fans reiben sich nach der nahezu tadellosen Vorbereitungsphase die Hände. Fünf Siege und ein Unentschieden können sich sehen lassen. Besonders dann, wenn man Juventus schlagen und das Zweitliga-Kräftemessen gegen die Blackburn Rovers gleich doppelt für sich entscheiden konnte. Über einen Playoff-Platz wird man träumen dürfen.

Fortuna Düsseldorf dürfte nach dem Aufstiegs-Trauma der Vorsaison und der Abgabe von Christos Tzsolis ebenfalls maximal für einen Playoff-Platz in Frage kommen. Ansonsten kann Trainer Daniel Thioune auf eine eingespielte Mannschaft vertrauen und wenn diese Truppe aus dem Schmerz der Vorsaison gestärkt hervorgegangen ist, dann sehen wir sie ganz gewiss um die Top 3 kämpfen!

Nünberg Spieler im Angriff gegen Juventus.
Wie viel Überraschungs-Potential steckt im 1. FCN? (Credit: IMAGO/Zink)